Energiegespräch zum Thema "Folgen des Ukraine-Krieges"

Raus aus der Abhängigkeit von Russland, rein in die erneuerbaren Energien

Experten beleuchten beim Energiegespräch die Folgen des Ukraine-Krieges

Die drohenden Engpässe in der Erdgasversorgung und die Abhängigkeit von Russland bei fossilen Energieträgern könnten den Umstieg auf erneuerbare Energien in Deutschland beschleunigen. Das ist das Fazit des Energiegesprächs, das der Förderverein Klimakommune Saerbeck und die Jugendbildungsstätte Saerbeck aus aktuellem Anlass am vergangenen Mittwoch veranstaltet haben. Thema: Die Folgen des Ukraine-Krieges für die Energieversorgung. Referenten waren Dr. Harry Lehmann, Leiter des PtX Lab Lausitz (Praxislabor für Kraft- und Grundstoffe aus grünem Wasserstoff) und Reiner Priggen, Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW e.V. und bis 2017 Abgeordneter der Grünen im Düsseldorfer Landtag. Gut 40 Teilnehmende hatten sich zur Online-Konferenz des Fördervereins eingewählt.

In den vergangenen Jahren sei viel versäumt worden bei der Umstellung der Energieversorgung, so Dr. Lehmann. Dabei sei der Umstieg auf 100 Prozent erneuerbare Energien machbar. Die Technik ist vorhanden, so der Experte. „Wenn die verschiedenen Regionen zusammenarbeiten, dann können wir eine Vollversorgung erreichen.“ Die erneuerbaren Energien haben zudem die günstigsten Erzeugungskosten, rechnete Dr. Lehmann vor. Einer Verlängerung der Laufzeiten der bestehenden Atomkraftwerke in Deutschland erteilte er eine Absage: „Das bedeutet eine Steigerung des Risikos.“ Zugleich sprach er sich für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen aus. „Ohne eine Änderung des Lebensstils werden wir die Transformation nicht angehen können.“

Ähnlich äußerte sich Reiner Priggen, von 2010 bis 2015 Vorsitzender der Fraktion der Grünen im Landtag NRW. Er beklagte die „Hemmnisse“ beim Ausbau der erneuerbaren Energien in Nordrhein-Westfalen. Priggen sprach sich für den beschleunigten Ausbau von Windkraft und Photovoltaik aus, „da brauchen wir jeden Standort“. Das schließe bei Windkraft auch Wirtschaftswälder ein. Im Bereich der Wärmeversorgung geht Priggen davon aus, dass neben einem Verbot von Ölheizungen in Neubauten auch die Erdgasheizung keine Zukunft hat. Seine Lösung: „Die Wärmepumpe ist der Standard und zwar im Verbund mit Nahwärmenetzen.“

Durchaus kritisch sahen beide Referenten die Annäherung an Katar als Flüssiggas-Exporteur. Hier dürfen keine neuen Abhängigkeiten entstehen, vor allem nicht mit einem Staat, dessen Menschenrechtssituation Sorgen bereitet, so die Antwort von Dr. Lehmann und Reiner Priggen auf entsprechende Fragen aus dem Plenum. Eine weitere Frage drehte sich um einen Boykott von russischen Energielieferungen. Deutschland finanziere Russlands Krieg mit, das stehe außer Frage, so die beiden Referenten. Dennoch sei eine eindeutige Antwort nicht einfach wegen der wirtschaftlichen Folgen eines Boykotts. Umso wichtiger sei es, schnell den Weg zur Unabhängigkeit von fossiler Energie einzuschlagen.

Die Präsentation von Dr. Harry Lehmann wird auf der Internetseite der Klimakommune (www.klimakommune-saerbeck.de) eingestellt. Der Förderverein Klimakommune Saerbeck und die Jugendbildungsstätte Saerbeck hatten im Zusammenhang mit diesem Energiegespräch zu Spenden für die Menschen in der Ukraine aufgerufen. Die Spendenaktion wird noch bis zum 13. April fortgesetzt. Bitte dieses Spendenkonto verwenden: Aktion Deutschland Hilft e.V., IBAN: DE62 3702 0500 0000 1020 30 bei der Bank für Sozialwirtschaft, Kennwort: Saerbeck hilft.