Nachbericht E-Mobilität
Die Verkehrswende hat bereits begonnen – Energiegespräch zur Elektromobilität mit Prof. Wetter
Überzeugungsarbeit musste Professor Dr. Christof Wetter beim jüngsten Saerbecker Energiegespräch nicht leisten. Skepsis gegenüber Stromern? Nicht bei den zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die am Donnerstag zum FH-Standort im Bioenergiepark gekommen waren, um sich über E-Mobilität zu informieren. Ganz im Gegenteil: Viele Autos mit dem speziellen E-Kennzeichen zeigten, dass die Verkehrswende in und um Saerbeck begonnen hat.
Die Diskussionsbeiträge aus dem Plenum nach dem Vortrag von Christof Wetter verrieten viel Fachkenntnis; trotzdem dürften einige Zahlen und Fakten auch für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer neu gewesen sein. Etwa die Zahl von 470 Millionen E-Rollern, die in China unterwegs sind. Oder die seit 2013 um 90 Prozent gefallenen Preise für Lithium-Ionen-Batterien, die E-Autos erschwinglich machen. Überhaupt hat sich in den vergangenen zehn Jahren in Sachen E-Mobilität in Deutschland viel getan, auch wenn hier noch deutlich Luft nach oben ist. Das lässt sich an den Zulassungszahlen ablesen: Dreizehn Prozent der Neuzulassungen im Jahr 2024 in Deutschland waren rein elektrische PKW, in Norwegen liegt die Zahl bei 80 Prozent. Aber: Selbst im Land der Verbrenner kommt die Elektromobilität ins Rollen. 2019 gab es hierzulande 15.000 Ladepunkte, aktuell sind es 154.000. Im Gegenzug nimmt die Zahl der konventionellen Tankstellen ab.
Professor Wetter räumte mit einigen Mythen auf, die sich hartnäckig halten. E-Autos sind günstiger als Verbrenner, wenn man die Gesamtkosten betrachtet, vor allem dann, wenn der Strom von der eigenen PV-Anlage kommt oder man beim Arbeitgeber günstig oder mitunter sogar kostenlos laden kann. Auch das Stromnetz kommt mit der wachsenden Zahl von Elektroautos klar, was am Ladeverhalten der Nutzer liegt. Inzwischen ist der Elektroantrieb auch bei Nutzfahrzeugen angekommen. Allerdings sollte man sich nicht nur auf E-Mobilität konzentrieren, so Professor Wetter. Mindestens ebenso wichtig ist der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), den man ausbauen und kostenfrei für die Nutzer gestalten sollte.
Nach dem Vortrag blieb Zeit für Fachsimpeleien, vor der Halle der FH im Bioenergiepark parkten diverse E-Autos von verschiedenen Herstellern. Ein Exot war ein zum Elektroauto umgebauter Roadster des britischen Herstellers BSA aus den 30er Jahren.